Tage die man nie vergessen wird…

Es gibt bestimmte Tage die vergisst man einfach nicht. Zum Beispiel den Tag an dem man mit dem Partner zusammengekommen ist, den Tag als man die Führerscheinprüfung bestanden hat oder den Tag an dem man die beste Freundin kennengelernt hat. 

Aber das sind natürlich nicht alle Tage die man nie vergessen wird (und bei Euch sind es wahrscheinlich auch andere). 


Mein Logo in gekritzelter Form

Bei mir ist die Diagnose ein Datum, dass ich nie vergessen werde


Der 14. Mai 2008 hat mein Leben komplett verändert und ich erinnere mich als wäre es erst letzte Woche gewesen.


Ich weiß noch genau wie meine Mama und ich zum Arzt gefahren sind. Dort hat meine Mutter kurz mein Verhalten in den letzten Wochen geschildert (Ständiger Durst, ständiger Harndrang, Gewichtsverlust…). Daraufhin wurde mir in den Finger gepiekt. Ich weiß noch wie mir die Ärztin ein kleines Blutzuckermessgerät zeigte auf dem ein 300-Wert zu sehen war. Die Ärztin rief im Krankenhaus an, reservierte uns dort ein Bett und wir fuhren nach Hause und packten unsere Taschen. Im Krankenhaus wurde ich untersucht, musste eine Urinprobe abgeben und gefühlte 100 Ampullen Blut da lassen. Der Kinderarzt dort legte mir je eine Kanüle in jede Armbeuge und dann durfte ich mein Zimmer beziehen. Mittlerweile war es Abend und meine Mutter fuhr kurz nach Hause um noch ein paar vergessene Sachen zu holen (und um meiner Familie Bescheid zu sagen). Ich weiß auch noch, dass ich nichts Kohlenhydrathaltiges essen durfte und einen Salat und Würstchen bekam, den ich kaum essen konnte mit den doofen Kanülen in den Armen. Die Nacht war auch nicht so toll, dauernd piepten die Geräte und alle halbe Stunde kam eine Schwester und piekte mir in den Finger. Ich kann mich noch an die Tage erinnern, als ich dann auch anfing zu spritzen, wie ich mich abends im Klo eingesperrt habe, weil ich Angst vor dem Basalinsulin spritzen hatte, wie ich mit einem anderen Jungen(Er hatte die Diagnose einige Tage früher bekommen und wir begannen zusammen die Schulung(Mich würde mal interessieren, wie er mit dem Diabetes klarkommt und wie es ihm so geht:D ) die erste Schulung mitmachte, wie ich Millionen Sachen im Spielzimmer bastelte und neue Menschen kennenlernte. Aber damit möchte ich euch eigentlich nicht zu schreiben, denn es gibt noch andere Tage, die ich nie vergessen werde 🙂


Meine erste Pumpe: Medtronic Minimed Paradigm 745 in Blau

Meine Erleichterung des Alltags-die Pumpe

Ein dreiviertel Jahr nach der Diagnose war es soweit, am 6. Januar 2009 zog ich für eine Woche zur Pumpenschulung ins Krankenhaus. Damals habe ich mich für die Medtronic Paradigm 754 in blau entschieden. Mit drei anderen Kindern, die sich auch für diese Insulinpumpe entschieden hatten ging es in den Schulungsraum. Als erstes zogen wir gemeinsam mit unseren Eltern(wir waren im Alter von 8-11 Jahren und bekamen alle noch Unterstützung von unseren Eltern) Reservoire mit Insulin auf. Uns wurde genauestens erklärt, worauf wir achten müssen. Danach sollten wir den ersten Katheter setzen. Zuerst sollten wir den Stahl ausprobieren, auf den ich damals ziemlich allergisch reagierte (Heutzutage nicht mehr 😀 ).  Weiter ging es mit dem erklären was welcher Knopf zu bedeuten hat, dem einstellen des Bolusmanagers und der Basalrate. In der Woche lernten wir, was wir alles beachten mussten im Umgang mit der Pumpe, wurden richtig eingestellt und wurden richtige Pumpenprofis 😉 

Mich würde mal interessieren, ob die beiden anderen auch noch Pumpe tragen, und ob sie bei Medtronic geblieben sind:D


Give Diabetes the Finger !

Meine erste Entgleisung

Am 17.Juni 2010 fuhr mein Vater mich gegen 9 oder 10 Uhr ins Krankenhaus. Meine Mutter war damals für 4 Wochen weg und ich kümmerte mich so ziemlich das erste Mal alleine um meinen Diabetes. Damals hab ich das alles kaum alleine gemacht, ob Klassenfahrt oder Zeltlager, einmal am Tag rief ich Zuhause an und gab die Werte durch und besprach alles mit meiner Mutter, die mich auch immer an das messen und spritzen erinnerte. Ich weiß noch genau, dass mein Vater damals Nachtschicht hatte. Mir ging es total schlecht. Mir war dauernd übel, ich hatte starken Durst und Harndrang und konnte so ziemlich nichts bei mir behalten. Am 17. kam mein Vater um 6 Uhr von der Arbeit. Er sah mich an und sagte wir fahren ins Krankenhaus, nachdem ich mich kurz hingelegt hab! Gesagt getan. Ich konnte kaum laufen, hatte kaum Kraft und war nur am trinken. Im Krankenhaus wurde ich untersucht, mein Zucker war über 1300 und ich weiß noch dass ich schwer atmen konnte. Der Arzt holte einen Rollstuhl und ich weiß eigentlich nur, dass ich total müde war, da ich die Nächte durch die Übelkeit kaum geschlafen hatte. Als ich drei Kanülen in beiden Armbeugen und an der Hand hatte und auf der Intensivstation lag, schlief ich erst einmal. Ich weiß gar nicht wie lange ich geschlafen habe und was alles passiert ist auf der Intensivstation… Das ist alles total verschwommen. Ich weiß nur dass ich einen Tag vor meinem 13. Geburtstag auf die Kinderstation verlegt wurde. Dort blieb ich dann noch eine Woche. Ich kann mich auch noch genau an die Visite an meinem Geburtstag erinnern… Der Chefarzt erzählte mir damals, dass wären wir nur eine halbe Stunde später losgefahren, ich meinen 13. nie erlebt hätte…

 Ein sehr prägendes Ereignis.


Das Wohn-/Esszimmer im Weihnachtslook

Meine zweite Entgleisung und der Einzug ins Heim

 An diese zwei Tage habe ich die meisten Erinnerungen, da es ja erst 2 Jahre her ist.

Am 13.Februar 2014 fuhren meine Mutter und ich zu meinem Arzt, da ich seit einigen Tagen „Bauchschmerzen“ hatte. In Anführungszeichen weil es weder der Bauch noch der Unterleib war, sondern eher an den unteren Rippen. Diese Schmerzen hatte ich allerdings nicht permanent, sondern nur bei bestimmten Bewegungen, bei denen mir teilweise die Luft wegblieb. Beim Arzt wurde ich dann abgetastet und der Schmerz war so riesig, das ich aufschrie und losheulte. Mein Arzt vermutete die Leber, die allerdings eigentlich unter den Rippen versteckt liegt. Also ab in die Klinik. Dort tastete mich nochmal eine Ärztin ab und das gleiche nochmal : großer Schmerz, ein kurzer Schrei und jede Menge Tränen. Mein Blutzucker war sehr hoch(allerdings nicht so hoch wie der bei meiner ersten Entgleisung) und mein HbA1c lag bei 15,3 %. Ich bekam ein Einzelzimmer auf der Kinderstation mit so einem hübschen Quarantäne-Zettel an der Tür…. Verdacht auf Hepatitis B(Leberentzündung). Meine beste Freundin kam zu Besuch und wir googleten die Symptome: Gelbliche Augen (ja, ein wenig gelblich waren die schon), Oberbauchschmerzen(auf jeden Fall!), Gelenk-/ Muskelschmerzen(ja, auch das kann ich bestätigen) und Übelkeit (ohja…)… Meine Leber wurde dann auch noch per Ultraschall untersucht und es stellte sich raus, das die Leberwerte aufs 3fache erhöht waren und die Leber doppelt, wenn nicht gar dreimal so groß war, wie sie eigentlich sein sollte…. 2 Wochen Krankenhaus standen an und nach der Entlassung musste ich einmal wöchentlich zur Diabetes-Sprechstunde, bis ich endlich ins Heim einziehen konnte.

Der Einzug ins Heim war am 19.März 2014. Um 11 Uhr sollten wir in dem kleinen Dörfchen nähe Schleswig sein. Morgens fuhr ich noch in den Stall, um mich von meiner besten Freundin zu verabschieden, denn ich durfte 6 Wochen erstmals nicht nach Hause. Dann fuhren meine Eltern und ich in den Norden Schleswig-Holsteins. Es war ein Mittwoch und als wir ankamen lernte ich gleich das gesamte Betreuer-Team kennen, denn die hatten an dem Morgen Team-Besprechung. Ich ging mit meinen Eltern und den Heimleitern ins kleine Wohnzimmer. Dort wurden mir erst einmal ein paar Regeln erklärt. Ich bekam ein kleinen Korb an der Diabetes-Station in der Küche und ein BZ-Tagebuch und sollte dann auch gleich meinen Blutzucker messen. Ein freundliches HI. Dann gab es Mittagessen, wo ich schon mal ein paar der Kiddies kennenlernte. Nach dem Mittag schleppten meine Eltern und ich meine Sachen in mein Zimmer und räumten ein wenig aus. Dann fuhren Sie wieder nach Hause und ich richtete mich ein. Zwei Stunden nach dem Mittag war mein Blutzucker schon bei 120 (was sich allerdings damals wie 40 anfühlte). Das Dauerunterzuckern begann. Am ersten Abend saß ich mit dem Nachtdienst und den großen Mädels zusammen und wir redeten ein wenig bei Kerzenschein und Tee. Natürlich waren alle Neugierig 🙂 Und ich muss gestehen, wenn ich an diese Zeit zurück denke, kommt mir die ein oder andere Träne:D


Ein ziemlich leeres Zimmer…

Der Auszug

Den Auszug habe ich schon einmal auf Facebook geschildert, aber er gehört hier dazu also schreibe ich es noch einmal. Der 27.September 2015… Mein Zimmer im Apartment war leer, der Flur voller Kisten und ich voller Vorfreude und Trauer gleichzeitig 🙂

Am Morgen ging ich ein letztes Mal mit Heimhund Emma, machte mein Zimmer sauber für meinen Nachfolger, packte meine Abschiedsgeschenke ein und half ein letztes Mal beim Kochen. Der Tag zog sich sooo dermaßen in die Länge… Um 15 Uhr wollten meine Eltern kommen. In der Zimmerzeit (13-15Uhr) fuhr ich ein letztes Mal mit meinem Fahrrad zum Pony und eine kleine Runde durchs Dorf. Um 15 Uhr gab es Kaffee und Kuchen für alle (fast alle Betreuer waren da, alle Kiddies, meine Eltern und ich). Danach verteilte ich Geschenke und bekam einige Abschiedsbriefe. Meine Eltern, meine „Heimschwester“, die Betreuer und ich räumten die unzähligen Kartons ins Auto, luden mein Fahrrad in den Anhänger und dann war es soweit. Es hieß Abschied nehmen. Unter vielen vielen Tränen. Wir fuhren dann noch kurz einem bekannten Tschüss sagen und dann ging es ab nach Hause. Es waren wundervolle eineinhalb Jahre, und ich kann mich gar nicht genug bedanken, bei den Menschen die mir geholfen haben. DANKE!

Das waren die meisten meiner Diabetes-Daten, die ich nie vergessen werde. Vielleicht hat der ein oder andere von Euch auch solche Daten, im Bezug auf den Diabetes, die man nie vergisst? 😀


Eure Annika

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