Die Welt-mit Diabetes

Ich habe meinen Blog damals so genannt, weil ich von meinem Alltag mit meiner Diabetes-Sau erzählen wollte. Das es eben nicht „nur“ Diabetes ist. Das es auch gut und gerne mal nicht nach Plan läuft und das es eben vielleicht doch ganz cool ist, Diabetes zu haben.


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Diabetes. Das ist oft nicht „nur“ Blutzuckerkontrolle, Insulin, Spritzen etc.


Dazu gehören auch noch andere Dinge. Angst. Essstörungen. Depressionen. Unverständnis.

Aber fangen wir mal mit der Angst an. Wovor hat ein Diabetiker Angst? Angst vor Nadeln, vor dem spritzen, vor Entzündungen der Katheter- oder Sensorstellen, Angst vor Hypoglykämien (Unterzuckerungen), Angst vor Hyperglykämien(Überzuckerungen), Angst vor einem Zuckerschock, vor Ketonen (Giftstoffe), vor Krankenhausaufenthalten, vor Folgeschäden, schlechten HbA1c Werten, vor den Arztbesuchen, davor das man wegen dem Diabetes Nachteile bekommt, vor doofen Sprüchen, vor Verurteilung, vor dem ersten Date und vor vielem mehr… Was denken die anderen von mir? Bekomme ich wieder eine Standpauke vom Arzt für ein paar schlechte Werte? Was passiert, wenn ich den Blutzucker nicht herunterbekomme? Was passiert, wenn mein HbA1c weiterhin so hoch ist? Bekomme ich meinen Menstruationszyklus wieder, wenn die Werte besser werden?

Mit Diabetes leben heißt auch mit der Angst vor alldem zu leben. Diese Ängste zu bekämpfen ist oft schwer und es dauert lange bis man einige Ängste überwunden hat. Andere überwindet man einfach nie.


Meine Dia-Sau

Essstörungen. Ein Diabetiker denkt fast 24 Stunden an Essen. Wann muss ich wieder essen, um keine Hungerketone zu bekommen, Wann darf ich wieder essen? Wie viele Kohlenhydrate und somit wie viele KE (Kohlenhydrateinheiten) bzw. BE (Broteinheiten) hat mein Essen? Was muss ich dafür nun spritzen, wie viel muss ich jetzt essen damit ich nicht abrausche? Wie viel sollte ich essen, damit ich nicht zu hoch bin (bei einer Unterzuckerung)? Habe ich genügend essen eingepackt für unterwegs, falls ich Unterzuckere? Habe ich einen guten SEA (Spritz- Ess-Abstand) eingehalten? Habe ich mich jetzt verrechnet? Was esse ich da, wie fettig ist das Essen (Pizza ist oft sehr schwer einzuschätzen)? Ist eine Waage bei dem Freund, den ich jetzt besuche, um meine Chips abzuwiegen? Wie berechne ich das jetzt am besten? Fragen über Fragen. Dass wir dabei ein sehr gestörtes Verhältnis zu essen haben muss ich nicht mehr erwähnen, oder?

Zudem kommt dann in der Pubertät der große Wunsch sehr schlank zu sein. Oft führt dieser Wunsch zur Bulimie. Wir Diabetiker haben es ein bisschen leichter. Einfach nicht spritzen für die gegessenen Kohlenhydrate und zack! Es geht einem zwar nicht mehr gut, man ist schlapp und hat Kreislaufprobleme, aber: man nimmt immer mehr ab, obwohl man Unmengen isst. Ging es mir damals schlecht und ich musste mich übergeben, jagte ich mir meinen Insulinpen mit dem kurzwirksamen Insulin, jagte mir 40 Einheiten in den Bauch und schon ging es ein bisschen besser, Mein Langzeit Insulin benutzte ich in der Zeit zweimal im Monat. Letztendlich ist es aber sehr schädlich. Organe gehen kaputt und man stirbt irgendwann daran. Ich hatte Glück. Bei mir war nur die Leber kurz vor der Transplantation. Aber meine Gesundheit war mir egal. Als Teenager fühlt man sich unsterblich. Ich wollte dem Schönheitsideal entsprechen. Erst ein Jahr später, als ich Hilfe bekam, merkte ich eigentlich wie dumm das ganze war. Solche Gedanken, Phasen und Taten sind leider kein Einzelfall. Vielen geht es so. Durch mehr Aufklärung, Schulungsprogramme etc., besonders im pubertierenden Alter könnte man dem ganzen entgehen.


Ich wollte unbedingt schlank sein und fand mich bei 1,60 m und 42 kg immer noch zu dick

Depressionen. Man misst den Blutzucker, spritzt für Essen, gegebenenfalls eine Korrektur und dennoch läuft nichts, wie es sollte… Man tut alles Mögliche, wechselt eventuell Katheter, Reservoir, Insulin, dennoch hat man das Gefühl man spritzt Wasser. Der Blutzucker bleibt dort wo er ist. Oben. Oder es ist das Gegenteil. Man stellt die Pumpe aus, lässt Insuline weg oder reduziert die Einheiten, dennoch kann man essen, essen und nochmals essen und man bleibt in der Unterzuckerung. Ist das über Wochen der Fall, fällt man definitiv in Depressionen. Es klappt nie so wie man will. Dann läuft es gerade und dann schlägt das Wetter um, man steht unter Stress, als weiblicher Diabetiker kann die Menstruation alles verhauen oder man bekommt eine Erkältung. Wenn es monatelang nicht läuft, fällt man irgendwann in ein Loch. Es ist ja total egal, was man macht, da könnte man es auch gleich ganz lassen. Wenn dann noch eine Standpauke vom Diabetologen bekommt ist es bei mir persönlich ganz vorbei mit der Motivation. Ein mieser Teufelskreis aus dem man schwer wieder heraus kommt.

Unverständnis.

Ich stoße sehr oft auf Unverständnis. In der Schule, bei der Arbeit, im World Wide Web…

Ich kann mich noch genau erinnern. Ich war in der 6. Klasse, die Diagnose war frisch und ich war neu in der Klasse. Die Jungs hatten, glaube ich, Angst vor dem Unbekannten. Was unbekannt ist, wird in dem Alter nieder gemacht. Und somit war ich das Mobbing Opfer Nummer 1. Eine Aufklärungsstunde in Biologie hat leider auch nichts gebracht. Leider ist das nicht nur bei den Mitschülern ein Problem gewesen. Es wurden Broschüren an die Lehrer verteilt und dennoch gab es oft Diskussionen weshalb ich nun essen muss. Meine „Lieblingsaktion“ war im Biologieunterricht der 7. Klasse. Meine Lehrerin stand plötzlich vor mir und forderte mit einer stummen Handbewegung auf ihr mein „Handy“ zu geben. Nach dreimaligen Winken schrie sie“ Jetzt gib das Handy her! Das gibt eine Missbilligung!“. Ich zog meinen Pulli hoch, klemmte meinen Katheter ab, gab ihr die Insulinpumpe mit den Worten „Sie sind ja ehemalige Krankenschwester. Mit Überzuckerungen kennen Sie sich ja aus.“ Der Blick war genial, aber ihre Entschuldigung kam bis heute nicht. Solche Aktionen hatte ich so oft. Von „Mach das dumme Gepiepe aus!“ bis hin zu „Hör auf zu essen, du hast doch jetzt genug gegessen“. Blutzucker war bei 33mg/dl, aber selbst meine Erklärung war der Lehrkraft egal und ich musste die unregelmäßigen Verben in Englisch abschreiben. In der 10. Klasse… Nachdem auch wieder gefühlt 100 Broschüren verteilt wurden…Ich habe damals einen Nachteilsausgleich bekommen. Sollte ich Über- oder Unterzuckert sein bei einer Arbeit, sollte ich entweder mehr Zeit bekommen oder es sollte eine Aufgabe gestrichen werden. Das ging ein Jahr lang gut, dann haben die Lehrkräfte gesagt ich solle mich nicht so aufspielen (ich sagte vor jeder Arbeit Bescheid, ob zu hoch oder zu niedrig falls dies der Fall war). Ich hätte ja nur Diabetes. Natürlich tragen Lehrer, Erzieher und Co mehr Verantwortung für ein krankes Kind als für ein gesundes, aber so etwas darf nicht mehr passieren! Das ich frisch diagnostiziert (4 Monate) allein auf Klassenfahrt musste (mein Vater durfte sich nicht einmal auf eigene Kosten in der Umgebung einquartieren) und dort angemeckert wurde, dass ich unterzuckere geht einfach nicht. Und auch so etwas ist kein Einzelfall, wenn ich mich so umhöre…

Besser wird es in der Arbeitswelt leider auch nicht. Kollegen die einen zum monatlichen, freiwilligen Team-Essen nicht einladen, weil man ja „Zucker“ hat. Man bekommt statt den Kuchen, der zum Geburtstag mitgebracht wurde einen Apfel, weil das ja gesund ist (Das ein Apfel auch Kohlenhydrate hat ist ja egal). Mein liebstes Ereignis ist aber die in der ich gesagt bekomme das erst nach meinem Feierabend Kekse verteil werden. Auf mein gespielt Beleidigtes „Wieso denn immer, wenn ich Feierabend habe“ Bekam ich dann ein „Du darfst die eh nicht essen“ zurück… Dabei hatte ich volle Aufklärung geleistet… Natürlich sind nicht alle Mitschüler und Kollegen so. Viele sind interessiert und haben Verständnis.

Unverständnis begegnet man auch häufig auf der Straße. Oft werde ich zum Beispiel gefragt was da denn an meinem Arm klebt (CGM und Insulinpumpe). Oft kommen dann Sprüche wie „Oh du hast wohl ganz ganz schweren Zucker“, „Meine Oma hat das auch, Du musst mal die Tabletten probieren!“ oder mein Favorit: „Da hilft Zimt!“. Unsensible Sprüche wie „Ist das eine Bombe?“, „Ist das dein Akku?“, „die neuste Art von Tattoos“, „das Ding für den Bewährungshelfer“ oder „der An und Aus Knopf“…  Ich erwarte nicht das die Leute wissen, dass es sich um Diabetisches Zubehör handelt, ich finde es auch super gut, wenn sie mich darauf ansprechen und fragen was das denn ist. Aber solch dummen Sprüche abzuliefern… Wie würden die Menschen sich fühlen, wenn sie so angesprochen werden? Unverständnis auf Konzerten, Festivals oder an Flughäfen trotz Bescheinigung eines Arztes, tritt auch sehr häufig auf. Da wird einem beim Abtasten der Katheter oder Sensor rausgerissen und es kommt ein oh. Keine Entschuldigung nichts. Es werden erst Sanitäter gerufen um wirklich sicher zu gehen das ich Diabetiker bin und kein Terrorist. Das ich das Wort „Diabetes“ auf meinem Handgelenk tätowiert habe, ist denen egal. Ich ramme mir natürlich super gern Nadeln in meinen Körper, ganz aus Spaß, nur um diesen Flughafen in die Luft zu jagen. Und vorher lasse ich mir noch Diabetes in die Haut stechen. Ja ne ist klar… Sehr viel Unverständnis bei dem wir mit mehr Aufklärung gegenwirken könnten…


Unverständnis beim öffentlichen Blutzuckermessen ist auch keine Seltenheit

„Diabetes ist kein Zuckerschlecken!“

Wer auch immer diesen Spruch erfunden hat, hat vollkommen recht! Mein Alltag dreht sich nur um den Diabetes. Auch wenn das nicht der Fall sein sollte. Durch die wunderbar tolle Technik wird uns der Alltag um einiges erleichtert. Dennoch ist es oft einfach nur chaotisch und unverständlich. Diabetes ist nämlich nicht gleich Diabetes. Abgesehen davon das es verschiedene Typen gibt (Typ 1, Typ2, Modi, Lada, etc.), ist zum Beispiel jeder Typ 1 Diabetes unterschiedlich. Während ich zum Alkohol trinken einen blutzuckerwert von über 350mg/dl benötige müssen andere vielleicht für den Alkohol spritzen. Während ich bei Stress hoch gehe, rauschen andere in eine Unterzuckerung. Auf so viele Dinge sind zu achten, auf so viele Dinge muss man Rücksicht nehmen. Und dann sind da all diese Gedanken.

Gedanken. Gedanken um die Zukunft. Also eigentlich auch nur weitere Ängste…. Was mag sie bringen? Was ist, wenn ich als Diabetikerin Schwanger werden möchte? Was muss ich alles in der Schwangerschaft beachten? Was ist, wenn ich Probleme als Diabetiker habe in Sachen Geschlechtsverkehr? Viele Themen, die uns betreffen wie die Zukunftsplanung, alltägliche Probleme wie die Sache mit der Sexualität, werden bei den Ärzten in den kurzen Sprechstunden nicht behandelt. Gedanken was ich bin, wie ich mich rechtfertigen muss, Gedanken, wie ich die Welt für Diabetiker vielleicht verbessern kann.

So vieles begleitet den Alltag mit Diabetes. Und dann gibt es diese ganzen Situationen. Über- und Unterzucker, den „Unterzuckerungskater“ (das Gefühl morgens nach einer Nächtlichen Unterzuckerung), und und und… Wer jetzt noch behauptet, es wäre ja NUR Diabetes, denn möchte ich gerne einen Tag lang meinen Diabetes überlassen. Oder eine Woche. Am besten eine in der nichts läuft, wie es soll. Natürlich gibt es viele schlimmere Krankheiten, mit denen ich auch absolut nicht tauschen will, dennoch ich es nicht einfach „NUR“ Diabetes.

Ich will aber nicht nur meckern, denn tatsächlich bin ich mittlerweile sehr froh Diabetes Typ 1 zu haben. Ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt durch Schulungen, meinen Aufenthalt im Heim, durch Diabetes-Events und durchs bloggen. Ich habe so viele tolle Dinge erleben dürfen wie zum Beispiel das Camp D von Novo Nordisk. Ich habe viele tolle Freunde gefunden, die genau wissen wie es einem geht und einen nicht komisch angucken, wenn man mitten in der Bahn auf der Zugfahrt seinen Katheter wechselt. Ich lebe durch die heutige Technik ganz gut, auch wenn Ängste, Depressionen und Co mich begleiten. Durch das bloggen helfe ich tatsächlich Menschen, bekomme Mut zugesprochen (zum Beispiel beim ausprobieren neuer Katheterstellen) und sehe einfach Ich bin nicht allein!


Ich bin ich durch den Diabetes. Und das ist auch gut so!

Der Alltag mit Diabetes ist hart, manchmal sogar echt scheiße, aber mit Diabetes kann man super Leben. Und wenn man den Austausch regelmäßig durch Stammtische etc. hat, ist es sogar noch ein kleines Stückchen leichter.

Ich bin ich durch Diabetes.

Tage die man nie vergessen wird…

Es gibt bestimmte Tage die vergisst man einfach nicht. Zum Beispiel den Tag an dem man mit dem Partner zusammengekommen ist, den Tag als man die Führerscheinprüfung bestanden hat oder den Tag an dem man die beste Freundin kennengelernt hat. 

Aber das sind natürlich nicht alle Tage die man nie vergessen wird (und bei Euch sind es wahrscheinlich auch andere). 


Mein Logo in gekritzelter Form

Bei mir ist die Diagnose ein Datum, dass ich nie vergessen werde


Der 14. Mai 2008 hat mein Leben komplett verändert und ich erinnere mich als wäre es erst letzte Woche gewesen.


Ich weiß noch genau wie meine Mama und ich zum Arzt gefahren sind. Dort hat meine Mutter kurz mein Verhalten in den letzten Wochen geschildert (Ständiger Durst, ständiger Harndrang, Gewichtsverlust…). Daraufhin wurde mir in den Finger gepiekt. Ich weiß noch wie mir die Ärztin ein kleines Blutzuckermessgerät zeigte auf dem ein 300-Wert zu sehen war. Die Ärztin rief im Krankenhaus an, reservierte uns dort ein Bett und wir fuhren nach Hause und packten unsere Taschen. Im Krankenhaus wurde ich untersucht, musste eine Urinprobe abgeben und gefühlte 100 Ampullen Blut da lassen. Der Kinderarzt dort legte mir je eine Kanüle in jede Armbeuge und dann durfte ich mein Zimmer beziehen. Mittlerweile war es Abend und meine Mutter fuhr kurz nach Hause um noch ein paar vergessene Sachen zu holen (und um meiner Familie Bescheid zu sagen). Ich weiß auch noch, dass ich nichts Kohlenhydrathaltiges essen durfte und einen Salat und Würstchen bekam, den ich kaum essen konnte mit den doofen Kanülen in den Armen. Die Nacht war auch nicht so toll, dauernd piepten die Geräte und alle halbe Stunde kam eine Schwester und piekte mir in den Finger. Ich kann mich noch an die Tage erinnern, als ich dann auch anfing zu spritzen, wie ich mich abends im Klo eingesperrt habe, weil ich Angst vor dem Basalinsulin spritzen hatte, wie ich mit einem anderen Jungen(Er hatte die Diagnose einige Tage früher bekommen und wir begannen zusammen die Schulung(Mich würde mal interessieren, wie er mit dem Diabetes klarkommt und wie es ihm so geht:D ) die erste Schulung mitmachte, wie ich Millionen Sachen im Spielzimmer bastelte und neue Menschen kennenlernte. Aber damit möchte ich euch eigentlich nicht zu schreiben, denn es gibt noch andere Tage, die ich nie vergessen werde 🙂


Meine erste Pumpe: Medtronic Minimed Paradigm 745 in Blau

Meine Erleichterung des Alltags-die Pumpe

Ein dreiviertel Jahr nach der Diagnose war es soweit, am 6. Januar 2009 zog ich für eine Woche zur Pumpenschulung ins Krankenhaus. Damals habe ich mich für die Medtronic Paradigm 754 in blau entschieden. Mit drei anderen Kindern, die sich auch für diese Insulinpumpe entschieden hatten ging es in den Schulungsraum. Als erstes zogen wir gemeinsam mit unseren Eltern(wir waren im Alter von 8-11 Jahren und bekamen alle noch Unterstützung von unseren Eltern) Reservoire mit Insulin auf. Uns wurde genauestens erklärt, worauf wir achten müssen. Danach sollten wir den ersten Katheter setzen. Zuerst sollten wir den Stahl ausprobieren, auf den ich damals ziemlich allergisch reagierte (Heutzutage nicht mehr 😀 ).  Weiter ging es mit dem erklären was welcher Knopf zu bedeuten hat, dem einstellen des Bolusmanagers und der Basalrate. In der Woche lernten wir, was wir alles beachten mussten im Umgang mit der Pumpe, wurden richtig eingestellt und wurden richtige Pumpenprofis 😉 

Mich würde mal interessieren, ob die beiden anderen auch noch Pumpe tragen, und ob sie bei Medtronic geblieben sind:D


Give Diabetes the Finger !

Meine erste Entgleisung

Am 17.Juni 2010 fuhr mein Vater mich gegen 9 oder 10 Uhr ins Krankenhaus. Meine Mutter war damals für 4 Wochen weg und ich kümmerte mich so ziemlich das erste Mal alleine um meinen Diabetes. Damals hab ich das alles kaum alleine gemacht, ob Klassenfahrt oder Zeltlager, einmal am Tag rief ich Zuhause an und gab die Werte durch und besprach alles mit meiner Mutter, die mich auch immer an das messen und spritzen erinnerte. Ich weiß noch genau, dass mein Vater damals Nachtschicht hatte. Mir ging es total schlecht. Mir war dauernd übel, ich hatte starken Durst und Harndrang und konnte so ziemlich nichts bei mir behalten. Am 17. kam mein Vater um 6 Uhr von der Arbeit. Er sah mich an und sagte wir fahren ins Krankenhaus, nachdem ich mich kurz hingelegt hab! Gesagt getan. Ich konnte kaum laufen, hatte kaum Kraft und war nur am trinken. Im Krankenhaus wurde ich untersucht, mein Zucker war über 1300 und ich weiß noch dass ich schwer atmen konnte. Der Arzt holte einen Rollstuhl und ich weiß eigentlich nur, dass ich total müde war, da ich die Nächte durch die Übelkeit kaum geschlafen hatte. Als ich drei Kanülen in beiden Armbeugen und an der Hand hatte und auf der Intensivstation lag, schlief ich erst einmal. Ich weiß gar nicht wie lange ich geschlafen habe und was alles passiert ist auf der Intensivstation… Das ist alles total verschwommen. Ich weiß nur dass ich einen Tag vor meinem 13. Geburtstag auf die Kinderstation verlegt wurde. Dort blieb ich dann noch eine Woche. Ich kann mich auch noch genau an die Visite an meinem Geburtstag erinnern… Der Chefarzt erzählte mir damals, dass wären wir nur eine halbe Stunde später losgefahren, ich meinen 13. nie erlebt hätte…

 Ein sehr prägendes Ereignis.


Das Wohn-/Esszimmer im Weihnachtslook

Meine zweite Entgleisung und der Einzug ins Heim

 An diese zwei Tage habe ich die meisten Erinnerungen, da es ja erst 2 Jahre her ist.

Am 13.Februar 2014 fuhren meine Mutter und ich zu meinem Arzt, da ich seit einigen Tagen „Bauchschmerzen“ hatte. In Anführungszeichen weil es weder der Bauch noch der Unterleib war, sondern eher an den unteren Rippen. Diese Schmerzen hatte ich allerdings nicht permanent, sondern nur bei bestimmten Bewegungen, bei denen mir teilweise die Luft wegblieb. Beim Arzt wurde ich dann abgetastet und der Schmerz war so riesig, das ich aufschrie und losheulte. Mein Arzt vermutete die Leber, die allerdings eigentlich unter den Rippen versteckt liegt. Also ab in die Klinik. Dort tastete mich nochmal eine Ärztin ab und das gleiche nochmal : großer Schmerz, ein kurzer Schrei und jede Menge Tränen. Mein Blutzucker war sehr hoch(allerdings nicht so hoch wie der bei meiner ersten Entgleisung) und mein HbA1c lag bei 15,3 %. Ich bekam ein Einzelzimmer auf der Kinderstation mit so einem hübschen Quarantäne-Zettel an der Tür…. Verdacht auf Hepatitis B(Leberentzündung). Meine beste Freundin kam zu Besuch und wir googleten die Symptome: Gelbliche Augen (ja, ein wenig gelblich waren die schon), Oberbauchschmerzen(auf jeden Fall!), Gelenk-/ Muskelschmerzen(ja, auch das kann ich bestätigen) und Übelkeit (ohja…)… Meine Leber wurde dann auch noch per Ultraschall untersucht und es stellte sich raus, das die Leberwerte aufs 3fache erhöht waren und die Leber doppelt, wenn nicht gar dreimal so groß war, wie sie eigentlich sein sollte…. 2 Wochen Krankenhaus standen an und nach der Entlassung musste ich einmal wöchentlich zur Diabetes-Sprechstunde, bis ich endlich ins Heim einziehen konnte.

Der Einzug ins Heim war am 19.März 2014. Um 11 Uhr sollten wir in dem kleinen Dörfchen nähe Schleswig sein. Morgens fuhr ich noch in den Stall, um mich von meiner besten Freundin zu verabschieden, denn ich durfte 6 Wochen erstmals nicht nach Hause. Dann fuhren meine Eltern und ich in den Norden Schleswig-Holsteins. Es war ein Mittwoch und als wir ankamen lernte ich gleich das gesamte Betreuer-Team kennen, denn die hatten an dem Morgen Team-Besprechung. Ich ging mit meinen Eltern und den Heimleitern ins kleine Wohnzimmer. Dort wurden mir erst einmal ein paar Regeln erklärt. Ich bekam ein kleinen Korb an der Diabetes-Station in der Küche und ein BZ-Tagebuch und sollte dann auch gleich meinen Blutzucker messen. Ein freundliches HI. Dann gab es Mittagessen, wo ich schon mal ein paar der Kiddies kennenlernte. Nach dem Mittag schleppten meine Eltern und ich meine Sachen in mein Zimmer und räumten ein wenig aus. Dann fuhren Sie wieder nach Hause und ich richtete mich ein. Zwei Stunden nach dem Mittag war mein Blutzucker schon bei 120 (was sich allerdings damals wie 40 anfühlte). Das Dauerunterzuckern begann. Am ersten Abend saß ich mit dem Nachtdienst und den großen Mädels zusammen und wir redeten ein wenig bei Kerzenschein und Tee. Natürlich waren alle Neugierig 🙂 Und ich muss gestehen, wenn ich an diese Zeit zurück denke, kommt mir die ein oder andere Träne:D


Ein ziemlich leeres Zimmer…

Der Auszug

Den Auszug habe ich schon einmal auf Facebook geschildert, aber er gehört hier dazu also schreibe ich es noch einmal. Der 27.September 2015… Mein Zimmer im Apartment war leer, der Flur voller Kisten und ich voller Vorfreude und Trauer gleichzeitig 🙂

Am Morgen ging ich ein letztes Mal mit Heimhund Emma, machte mein Zimmer sauber für meinen Nachfolger, packte meine Abschiedsgeschenke ein und half ein letztes Mal beim Kochen. Der Tag zog sich sooo dermaßen in die Länge… Um 15 Uhr wollten meine Eltern kommen. In der Zimmerzeit (13-15Uhr) fuhr ich ein letztes Mal mit meinem Fahrrad zum Pony und eine kleine Runde durchs Dorf. Um 15 Uhr gab es Kaffee und Kuchen für alle (fast alle Betreuer waren da, alle Kiddies, meine Eltern und ich). Danach verteilte ich Geschenke und bekam einige Abschiedsbriefe. Meine Eltern, meine „Heimschwester“, die Betreuer und ich räumten die unzähligen Kartons ins Auto, luden mein Fahrrad in den Anhänger und dann war es soweit. Es hieß Abschied nehmen. Unter vielen vielen Tränen. Wir fuhren dann noch kurz einem bekannten Tschüss sagen und dann ging es ab nach Hause. Es waren wundervolle eineinhalb Jahre, und ich kann mich gar nicht genug bedanken, bei den Menschen die mir geholfen haben. DANKE!

Das waren die meisten meiner Diabetes-Daten, die ich nie vergessen werde. Vielleicht hat der ein oder andere von Euch auch solche Daten, im Bezug auf den Diabetes, die man nie vergisst? 😀


Eure Annika