Entgleisung mal anders

Entgleisungen seid Ihr ja von mir gewohnt. Regelmäßig dachte meine DiaSau sich das jetzt Zeit für unerklärliche Hohe Werte wäre oder ich wollte schlank sein etc…


Nun bin ich heute entlassen worden. 8 Tage Klinik. Und eigentlich wollte/müsste ich an diese Stelle andere Beiträge veröffentlichen. Aber von diesem Ereignis muss ich Euch nun doch erzählen, da es einfach so untypisch für mich ist. 


3,5 Tage war ich – und nun haltet Euch fest-


Dauerunterzuckert. Ich bekam die Werte nicht über 90 (5mmo/l) . Habe gegessen und getrunken was das Zeug hielt. Meistens lag ich bei 35-55 mg/dl (1,9 – 3,0mmo/l ). 3,5 Tage in denen ich mich statt von Mineralwasser und normalem Essen von Saft und Cola, Gummibärchen, Schoki, Nutellatoasts, Chips und allem was der Süßigkeitenschrank so hergab ernährt habe. Ich hielt es dann nicht mehr aus, mir war übel, ich hatte Magenschmerzen und der Zucker wollte nicht hoch. 

Bevor ich losfahren wollte zum Arzt, checkte ich noch kurz meinen BZ. 21mg/dl (1,1mmo/l). Oooook. Also schnell mal eben ein Toast geschmiert und eine komplette Gummibärchen Packung (Ja, die Große…) verdrückt. Das mir schlecht war muss ich hier nicht noch extra erwähnen oder? Der „Spuck“Eimer stand immer bereit 😀


Kaum Werte über 90mg/dl und wenn dann blieben die dort nie lange…



Nachdem ich nach diesem Fressen 80mg/dl erreicht hatte, fuhr ich dann zum Arzt. Dort wurde ich dann direkt in die Klinik überwiesen. Also ab nach Hause, Tasche packen und los. Mein Arzt hatte mir versprochen das dies nur ein kurzer Aufenthalt werden würde. Nur etwas besser einstellen und dann wieder los…


In der Notaufnahme angekommen, wurde ich direkt an einen Glukosetropf gestöpselt. Ich durfte die Nacht in der Notaufnahme verbringen, da es allen zu gefährlich war mich auf eine normale Station zu packen mit solchen Schwankungen. Halbstündlich wurde gemessen und höher als 100 mg/dl bekamen die mich auch nicht. Pumpe machten wir einfach ab (Ich hatte sie auf -50% bis aus gestellt.). Unsere Notaufnahme ist auf A und B aufgeteilt. Patienten die nur 1-2 Nächte dort bleiben müssen kommen auf die Notfallaufnahme B. Dorthin hätte ich auch gesollt, allerdings war diese voll. Also die Nacht auf der „schönen“, schmalen Trage verbracht. Am nächsten Vormittag ging es für mich dann auf Station. Zuerst musste aber eine neue Flexüle gelegt werden, meine lief nicht und ich brauchte doch Glukose!


Notaufnahmenflair. Zu sehen: Der Übeltäter der sich entzündet hat!



Meine Werte stabilisierten sich, wir halbierten meine Basalrate von insgesamt 27,5IE auf 13,75IE und ich spritzte vorerst nichts für meine Mahlzeiten. Am 3. Tag mussten wir Flexüle Nummer 2 aus der rechten Ellenbeuge ziehen, da diese höllisch weh tat. Die Werte stiegen auf 200mg/dl (11,1mmo/l) und blieben dort auch und ich spritzte wieder für mein Essen. Vorerst allerdings nur die Hälfte.


Nachdem wir die Flexüle gezogen hatten, verschlimmerten sich die Schmerzen. Der Arm wurde dick, bekam einen roten Fleck drum herum und ich bekam Sonntagnacht Fieber. Erst wollte ich gar nicht Bescheid geben. Ich fühlte mich zwar doof, war aber meiner Meinung nach nicht warm und die Kopfschmerzen konnten von der schlechten Luft draußen kommen (war sehr schwül). Nachdem ich dann aber nicht schlafen konnten fragte ich ob die Schwester nicht doch mal Fieber messen könnte. 38,7. Parazetamol und versuchen zu schlafen. Aber nichts da. Wenn schon Fieber dann richtig. Also lag ich erst eingemummelt und frierend in meiner Bettdecke auf dem Bett und war sehr froh das ich auf meinem Handy bei Netflix 3 Spielfilme gedownloaded hatte. Nach ca 2 Stunden schmiss ich dann die Bettdecke ans andere Ende des Bettes, riss die anderen 2 von den 4 Fenstern auch noch auf und wollte eigentlich nur noch in die Antarktis…. 


Entzündungen im rechten Arm sind mittlerweile keine Seltenheit mehr bei mir.



Nach einer Wundervollen Nacht, total katastrophalen Werten wachte ich am nächsten Morgen schon mit 39,6 Fieber auf. Das steigerte sich den ganzen Tag bis hin zu 40,2… Ich bekam eine neue Flexüle gelegt und bekam Antibiotika. Die Unterzuckerungen waren vergessen. Ich spritzte mein Essen wieder voll, stellte meine temporäre Basalrate auf+25% und fror und schwitzte abwechselnd durch den Tag. 


Am Montag wurde dann der Arm per Ultraschall untersucht und zwar von dem Chirurgen, der mich damals mit dem entzündeten Pod behandelt hatte. Während er die Ellenbeuge schallte stieg in mir die Angst immer mehr, dass sich die Geschichte von Silvester wiederholt und ich doch noch unterm Messer lande. Aber glücklicherweise war kein Abszess zu finden.


Am Dienstag lief dann Flexüle 3 nicht mehr und Nummer 4 wurde gelegt. Ich war wieder bei Temperaturen um die 38 und fühlte mich besser die Werte waren auch wieder unter 200mg/dl (11,1mmo/l).


Am Mittwoch lief dann auch Nummer 4 nicht mehr aber da noch mehr Bluttests gemacht werden mussten kam die Ärztin mit einer neuen an. Dagegen weigerte ich mich allerdings. Dann lieber „manuell“ Blut abnehmen! Noch eine Entzündung wollte ich einfach nicht riskieren, zudem taten mir gefühlt alle Venen am linken Arm schon weh 😀


Blutabnahme um sicher zu gehen dass die Entzündungswerte und Co runter gehen.



Am Donnerstag wurde noch einmal der Arm geschallt aber es wurde weiterhin kein Abszess gefunden. 


Während der gesamten Zeit wurde ich von einer Diabetesberaterin betreut und ich habe mich sehr gefreut wieder mit ihr zusammen zu arbeiten! Die Beraterin kenne ich nun seit meiner Diagnose vor über 10 Jahren in dem Klinikum. Sie hat mir die erste Schulung gegeben, mit mir die Pumpe kennengelernt und und und. Ich war super froh sie wieder zu sehen und wir haben die DiaSau gut gebändigt bekommen! Sie erzählte mir von einer neuen Diabetesberaterin, die die in der Klinik ansässige Diabetologin unterstützt. Die neue Beraterin durfte ich dann kennenlernen und werde nun vor Ort hier betreut. Ich bin zwar mit meinem jetztigen Arzt zufrieden gewesen, aber er ist nicht vor Ort, kaum erreichbar, die Praxis ist riesig, ich werde mit den Beraterinnen nicht warm und ich persönlich finde es schöner wenn die Praxis kleiner ist (dann herrscht nicht so ein immenser Zeitdruck). Nächste Woche habe ich direkt dort einen Termin damit wir weiter Rumbasteln können an meiner Einstellung. Zudem wurde ich direkt von Fiasp auf Humalog umgestellt (auf meinen Wunsch hin, da ich mit Fiasp nicht zufrieden bin). Bei meinem Arzt hieß es nur „machen wir beim nächsten mal, dass ist nicht so wichtig“… 


Fiasp gegen Humalog



Es wurden am 7. Tag (Donnerstag) dann auch noch Bakterien bzw Keime in meinem Blut festgestellt, die durch die Entzündung entstanden sind und nun durch meinen Körper fließen. Glücklicherweise waren die gestern (Am Freitag) zurückgewichen und ich durfte mit Antibiotika für die nächsten 14 Tage gewappnet nach Hause (mit dem Versprechen am Montag meinen Hausarzt zu besuchen). 


Antibiotika, Ibuprofen(Schmerzmittel), L-Thyroxin (Schilddrüse) und Magenschutz sind nun erstmal meine Begleiter.



Jaja… Nur ein paar Tage zu neu Einstellung werden dann doch ein kleiner „Urlaub“ im Klinikum dank Entzündung 😀 


Ich freue mich schon auf die Zusammenarbeit mit meinem neuen Diabetesteam und bin echt glücklich dass ich nun hier in meinem Heimatort betreut werde. Und im Notfall bin ich dann direkt versorgt und im Klinikum wissen die dann besser Bescheid 😀


Im übrigen sind meine Werte jetzt pöööööörfekt! Mal schauen, ob das auch so bleibt …:)


Natürlich gibt es kleine Ausrutscher aber Leute?! Das sind für mich perfekte Werte!

Die Welt-mit Diabetes

Ich habe meinen Blog damals so genannt, weil ich von meinem Alltag mit meiner Diabetes-Sau erzählen wollte. Das es eben nicht „nur“ Diabetes ist. Das es auch gut und gerne mal nicht nach Plan läuft und das es eben vielleicht doch ganz cool ist, Diabetes zu haben.


Die Welt-mit Diabetes  –  Das Logo des Blogs

Diabetes. Das ist oft nicht „nur“ Blutzuckerkontrolle, Insulin, Spritzen etc.


Dazu gehören auch noch andere Dinge. Angst. Essstörungen. Depressionen. Unverständnis.

Aber fangen wir mal mit der Angst an. Wovor hat ein Diabetiker Angst? Angst vor Nadeln, vor dem spritzen, vor Entzündungen der Katheter- oder Sensorstellen, Angst vor Hypoglykämien (Unterzuckerungen), Angst vor Hyperglykämien(Überzuckerungen), Angst vor einem Zuckerschock, vor Ketonen (Giftstoffe), vor Krankenhausaufenthalten, vor Folgeschäden, schlechten HbA1c Werten, vor den Arztbesuchen, davor das man wegen dem Diabetes Nachteile bekommt, vor doofen Sprüchen, vor Verurteilung, vor dem ersten Date und vor vielem mehr… Was denken die anderen von mir? Bekomme ich wieder eine Standpauke vom Arzt für ein paar schlechte Werte? Was passiert, wenn ich den Blutzucker nicht herunterbekomme? Was passiert, wenn mein HbA1c weiterhin so hoch ist? Bekomme ich meinen Menstruationszyklus wieder, wenn die Werte besser werden?

Mit Diabetes leben heißt auch mit der Angst vor alldem zu leben. Diese Ängste zu bekämpfen ist oft schwer und es dauert lange bis man einige Ängste überwunden hat. Andere überwindet man einfach nie.


Meine Dia-Sau

Essstörungen. Ein Diabetiker denkt fast 24 Stunden an Essen. Wann muss ich wieder essen, um keine Hungerketone zu bekommen, Wann darf ich wieder essen? Wie viele Kohlenhydrate und somit wie viele KE (Kohlenhydrateinheiten) bzw. BE (Broteinheiten) hat mein Essen? Was muss ich dafür nun spritzen, wie viel muss ich jetzt essen damit ich nicht abrausche? Wie viel sollte ich essen, damit ich nicht zu hoch bin (bei einer Unterzuckerung)? Habe ich genügend essen eingepackt für unterwegs, falls ich Unterzuckere? Habe ich einen guten SEA (Spritz- Ess-Abstand) eingehalten? Habe ich mich jetzt verrechnet? Was esse ich da, wie fettig ist das Essen (Pizza ist oft sehr schwer einzuschätzen)? Ist eine Waage bei dem Freund, den ich jetzt besuche, um meine Chips abzuwiegen? Wie berechne ich das jetzt am besten? Fragen über Fragen. Dass wir dabei ein sehr gestörtes Verhältnis zu essen haben muss ich nicht mehr erwähnen, oder?

Zudem kommt dann in der Pubertät der große Wunsch sehr schlank zu sein. Oft führt dieser Wunsch zur Bulimie. Wir Diabetiker haben es ein bisschen leichter. Einfach nicht spritzen für die gegessenen Kohlenhydrate und zack! Es geht einem zwar nicht mehr gut, man ist schlapp und hat Kreislaufprobleme, aber: man nimmt immer mehr ab, obwohl man Unmengen isst. Ging es mir damals schlecht und ich musste mich übergeben, jagte ich mir meinen Insulinpen mit dem kurzwirksamen Insulin, jagte mir 40 Einheiten in den Bauch und schon ging es ein bisschen besser, Mein Langzeit Insulin benutzte ich in der Zeit zweimal im Monat. Letztendlich ist es aber sehr schädlich. Organe gehen kaputt und man stirbt irgendwann daran. Ich hatte Glück. Bei mir war nur die Leber kurz vor der Transplantation. Aber meine Gesundheit war mir egal. Als Teenager fühlt man sich unsterblich. Ich wollte dem Schönheitsideal entsprechen. Erst ein Jahr später, als ich Hilfe bekam, merkte ich eigentlich wie dumm das ganze war. Solche Gedanken, Phasen und Taten sind leider kein Einzelfall. Vielen geht es so. Durch mehr Aufklärung, Schulungsprogramme etc., besonders im pubertierenden Alter könnte man dem ganzen entgehen.


Ich wollte unbedingt schlank sein und fand mich bei 1,60 m und 42 kg immer noch zu dick

Depressionen. Man misst den Blutzucker, spritzt für Essen, gegebenenfalls eine Korrektur und dennoch läuft nichts, wie es sollte… Man tut alles Mögliche, wechselt eventuell Katheter, Reservoir, Insulin, dennoch hat man das Gefühl man spritzt Wasser. Der Blutzucker bleibt dort wo er ist. Oben. Oder es ist das Gegenteil. Man stellt die Pumpe aus, lässt Insuline weg oder reduziert die Einheiten, dennoch kann man essen, essen und nochmals essen und man bleibt in der Unterzuckerung. Ist das über Wochen der Fall, fällt man definitiv in Depressionen. Es klappt nie so wie man will. Dann läuft es gerade und dann schlägt das Wetter um, man steht unter Stress, als weiblicher Diabetiker kann die Menstruation alles verhauen oder man bekommt eine Erkältung. Wenn es monatelang nicht läuft, fällt man irgendwann in ein Loch. Es ist ja total egal, was man macht, da könnte man es auch gleich ganz lassen. Wenn dann noch eine Standpauke vom Diabetologen bekommt ist es bei mir persönlich ganz vorbei mit der Motivation. Ein mieser Teufelskreis aus dem man schwer wieder heraus kommt.

Unverständnis.

Ich stoße sehr oft auf Unverständnis. In der Schule, bei der Arbeit, im World Wide Web…

Ich kann mich noch genau erinnern. Ich war in der 6. Klasse, die Diagnose war frisch und ich war neu in der Klasse. Die Jungs hatten, glaube ich, Angst vor dem Unbekannten. Was unbekannt ist, wird in dem Alter nieder gemacht. Und somit war ich das Mobbing Opfer Nummer 1. Eine Aufklärungsstunde in Biologie hat leider auch nichts gebracht. Leider ist das nicht nur bei den Mitschülern ein Problem gewesen. Es wurden Broschüren an die Lehrer verteilt und dennoch gab es oft Diskussionen weshalb ich nun essen muss. Meine „Lieblingsaktion“ war im Biologieunterricht der 7. Klasse. Meine Lehrerin stand plötzlich vor mir und forderte mit einer stummen Handbewegung auf ihr mein „Handy“ zu geben. Nach dreimaligen Winken schrie sie“ Jetzt gib das Handy her! Das gibt eine Missbilligung!“. Ich zog meinen Pulli hoch, klemmte meinen Katheter ab, gab ihr die Insulinpumpe mit den Worten „Sie sind ja ehemalige Krankenschwester. Mit Überzuckerungen kennen Sie sich ja aus.“ Der Blick war genial, aber ihre Entschuldigung kam bis heute nicht. Solche Aktionen hatte ich so oft. Von „Mach das dumme Gepiepe aus!“ bis hin zu „Hör auf zu essen, du hast doch jetzt genug gegessen“. Blutzucker war bei 33mg/dl, aber selbst meine Erklärung war der Lehrkraft egal und ich musste die unregelmäßigen Verben in Englisch abschreiben. In der 10. Klasse… Nachdem auch wieder gefühlt 100 Broschüren verteilt wurden…Ich habe damals einen Nachteilsausgleich bekommen. Sollte ich Über- oder Unterzuckert sein bei einer Arbeit, sollte ich entweder mehr Zeit bekommen oder es sollte eine Aufgabe gestrichen werden. Das ging ein Jahr lang gut, dann haben die Lehrkräfte gesagt ich solle mich nicht so aufspielen (ich sagte vor jeder Arbeit Bescheid, ob zu hoch oder zu niedrig falls dies der Fall war). Ich hätte ja nur Diabetes. Natürlich tragen Lehrer, Erzieher und Co mehr Verantwortung für ein krankes Kind als für ein gesundes, aber so etwas darf nicht mehr passieren! Das ich frisch diagnostiziert (4 Monate) allein auf Klassenfahrt musste (mein Vater durfte sich nicht einmal auf eigene Kosten in der Umgebung einquartieren) und dort angemeckert wurde, dass ich unterzuckere geht einfach nicht. Und auch so etwas ist kein Einzelfall, wenn ich mich so umhöre…

Besser wird es in der Arbeitswelt leider auch nicht. Kollegen die einen zum monatlichen, freiwilligen Team-Essen nicht einladen, weil man ja „Zucker“ hat. Man bekommt statt den Kuchen, der zum Geburtstag mitgebracht wurde einen Apfel, weil das ja gesund ist (Das ein Apfel auch Kohlenhydrate hat ist ja egal). Mein liebstes Ereignis ist aber die in der ich gesagt bekomme das erst nach meinem Feierabend Kekse verteil werden. Auf mein gespielt Beleidigtes „Wieso denn immer, wenn ich Feierabend habe“ Bekam ich dann ein „Du darfst die eh nicht essen“ zurück… Dabei hatte ich volle Aufklärung geleistet… Natürlich sind nicht alle Mitschüler und Kollegen so. Viele sind interessiert und haben Verständnis.

Unverständnis begegnet man auch häufig auf der Straße. Oft werde ich zum Beispiel gefragt was da denn an meinem Arm klebt (CGM und Insulinpumpe). Oft kommen dann Sprüche wie „Oh du hast wohl ganz ganz schweren Zucker“, „Meine Oma hat das auch, Du musst mal die Tabletten probieren!“ oder mein Favorit: „Da hilft Zimt!“. Unsensible Sprüche wie „Ist das eine Bombe?“, „Ist das dein Akku?“, „die neuste Art von Tattoos“, „das Ding für den Bewährungshelfer“ oder „der An und Aus Knopf“…  Ich erwarte nicht das die Leute wissen, dass es sich um Diabetisches Zubehör handelt, ich finde es auch super gut, wenn sie mich darauf ansprechen und fragen was das denn ist. Aber solch dummen Sprüche abzuliefern… Wie würden die Menschen sich fühlen, wenn sie so angesprochen werden? Unverständnis auf Konzerten, Festivals oder an Flughäfen trotz Bescheinigung eines Arztes, tritt auch sehr häufig auf. Da wird einem beim Abtasten der Katheter oder Sensor rausgerissen und es kommt ein oh. Keine Entschuldigung nichts. Es werden erst Sanitäter gerufen um wirklich sicher zu gehen das ich Diabetiker bin und kein Terrorist. Das ich das Wort „Diabetes“ auf meinem Handgelenk tätowiert habe, ist denen egal. Ich ramme mir natürlich super gern Nadeln in meinen Körper, ganz aus Spaß, nur um diesen Flughafen in die Luft zu jagen. Und vorher lasse ich mir noch Diabetes in die Haut stechen. Ja ne ist klar… Sehr viel Unverständnis bei dem wir mit mehr Aufklärung gegenwirken könnten…


Unverständnis beim öffentlichen Blutzuckermessen ist auch keine Seltenheit

„Diabetes ist kein Zuckerschlecken!“

Wer auch immer diesen Spruch erfunden hat, hat vollkommen recht! Mein Alltag dreht sich nur um den Diabetes. Auch wenn das nicht der Fall sein sollte. Durch die wunderbar tolle Technik wird uns der Alltag um einiges erleichtert. Dennoch ist es oft einfach nur chaotisch und unverständlich. Diabetes ist nämlich nicht gleich Diabetes. Abgesehen davon das es verschiedene Typen gibt (Typ 1, Typ2, Modi, Lada, etc.), ist zum Beispiel jeder Typ 1 Diabetes unterschiedlich. Während ich zum Alkohol trinken einen blutzuckerwert von über 350mg/dl benötige müssen andere vielleicht für den Alkohol spritzen. Während ich bei Stress hoch gehe, rauschen andere in eine Unterzuckerung. Auf so viele Dinge sind zu achten, auf so viele Dinge muss man Rücksicht nehmen. Und dann sind da all diese Gedanken.

Gedanken. Gedanken um die Zukunft. Also eigentlich auch nur weitere Ängste…. Was mag sie bringen? Was ist, wenn ich als Diabetikerin Schwanger werden möchte? Was muss ich alles in der Schwangerschaft beachten? Was ist, wenn ich Probleme als Diabetiker habe in Sachen Geschlechtsverkehr? Viele Themen, die uns betreffen wie die Zukunftsplanung, alltägliche Probleme wie die Sache mit der Sexualität, werden bei den Ärzten in den kurzen Sprechstunden nicht behandelt. Gedanken was ich bin, wie ich mich rechtfertigen muss, Gedanken, wie ich die Welt für Diabetiker vielleicht verbessern kann.

So vieles begleitet den Alltag mit Diabetes. Und dann gibt es diese ganzen Situationen. Über- und Unterzucker, den „Unterzuckerungskater“ (das Gefühl morgens nach einer Nächtlichen Unterzuckerung), und und und… Wer jetzt noch behauptet, es wäre ja NUR Diabetes, denn möchte ich gerne einen Tag lang meinen Diabetes überlassen. Oder eine Woche. Am besten eine in der nichts läuft, wie es soll. Natürlich gibt es viele schlimmere Krankheiten, mit denen ich auch absolut nicht tauschen will, dennoch ich es nicht einfach „NUR“ Diabetes.

Ich will aber nicht nur meckern, denn tatsächlich bin ich mittlerweile sehr froh Diabetes Typ 1 zu haben. Ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt durch Schulungen, meinen Aufenthalt im Heim, durch Diabetes-Events und durchs bloggen. Ich habe so viele tolle Dinge erleben dürfen wie zum Beispiel das Camp D von Novo Nordisk. Ich habe viele tolle Freunde gefunden, die genau wissen wie es einem geht und einen nicht komisch angucken, wenn man mitten in der Bahn auf der Zugfahrt seinen Katheter wechselt. Ich lebe durch die heutige Technik ganz gut, auch wenn Ängste, Depressionen und Co mich begleiten. Durch das bloggen helfe ich tatsächlich Menschen, bekomme Mut zugesprochen (zum Beispiel beim ausprobieren neuer Katheterstellen) und sehe einfach Ich bin nicht allein!


Ich bin ich durch den Diabetes. Und das ist auch gut so!

Der Alltag mit Diabetes ist hart, manchmal sogar echt scheiße, aber mit Diabetes kann man super Leben. Und wenn man den Austausch regelmäßig durch Stammtische etc. hat, ist es sogar noch ein kleines Stückchen leichter.

Ich bin ich durch Diabetes.

Von Pen, Pumpe und HbA1c

Der Termin in der Uni-Klinik

Ich hatte am Donnerstag mal wieder einen Termin bei meiner Diabetologin. Ich hatte keine große Lust dorthin zu fahren, da ich ja weiß wie ich momentan mit meiner Dia-Sau umgehe. Ab und zu Levemir verschlafen/vergessen, teilweise Tage dazwischen gehabt an denen die Motivation verschwunden war und und und…Bei meinem letzten Termin Anfang Januar lag der HbA1c bei 11,7%… Definitiv keine Glanzleistung. Seitdem Termin habe ich zwar öfter gespritzt(gescannt sowieso, ich liiiebe es immer noch 😉 ) aber so tolle war das immer noch nicht.


Also mit einem nicht so tollen Gefühl nach Kiel in die Uniklinik zur Dia-Sprechstunde gefahren… Dort stand dann die Jahres-Untersuchung an. Blut abnehmen und und und.

Bei dem Gespräch mit meiner Dia-Ärztin kam dann raus: Trotz schlechter Werte liegt der HbA1c bei 9,9%! Eine riesige Verbesserung!

Der Entschluss

Mit viel Motivation bin ich dann wieder nach Hause gefahren und habe mir natürlich einige Gedanken gemacht, wie ich meinen Diabetes verbessern könnte. Da kam mir der Gedanke an die Pumpe….  Ich bin zwar immer noch skeptisch gegenüber der Insulinpumpe, allerdings ist mein Problem meistens das ich das Basal verschlafe… Die Basalrate würde mir diese Sorge abnehmen…. Schnell Pro´s und Kontra´s überlegt und den Entschluss gefasst das ich es einfach ausprobieren sollte. Sollte es allerdings nicht klappen, dann heißt es: Goodbye Pumpe, Hello Pens!


Heute habe ich dann meiner Dia-Ärztin eine Mail mit den Werten der letzten Woche geschickt und ihr gebeichtet was ich mir da spontan ausgedacht und umgesetzt habe. Ich bin schon ziemlich gespannt auf die Antwort, denn einerseits ist es sicherer so etwas mit der Ärztin zu besprechen und eventuell sogar stationär zu bleiben. Andererseits denke ich mir aber auch das ich mich am besten mit meiner Sau auskenne und weiß wie ich reagieren muss.


Ob die Dia-Sau diesmal die Pumpe mag….Wir werden sehen:)

In der ersten Nacht bin ich dann ziemlich Dauerunterzuckert gewesen. Also ziemlich viel an der Basalrate gebastelt und siehe da. Eine fast komplett gerade Linie! Tschakka!!! Am nächsten Morgen dann bemerkt das der Faktor (3) zu hoch ist. Den dann kurzer Hand auch runtergeschraubt.


Die letzten Tage verliefen total gut und einen Katheter habe ich mir auch noch nicht raus gezogen 😉


Erschreckend finde ich die IE (Insulineinheiten), die ich verbrauche… Aber vielleicht kommt es mir auch nur so vor 🙂 Oder es liegt an den Ereignissen der letzten Tage.


Die letzten Tage

Am Freitag bin ich nämlich nach Schleswig gefahren, wo ich das Heim besucht habe. Dort habe ich dann etwas mehr gegessen als sonst, da ich mit meiner Freundin schön Essen gegangen bin. 


Seit Samstag wohne ich nun in einer der 4 Gemeinden hier in Itzehoe. Dort leben einige Jugendliche aus den verschiedenen Gemeinden für eine Woche zusammen. Auch hier wird lecker gekocht und gegessen(und es schmeckt einfach in Gemeinschaft viiel besser 😉 ) und ich muss natürlich demnach auch spritzen. Es macht total Spaß und ich bin gespannt wie meine Sau so eine WG findet!


Ich bin schon total gespannt auf den Uni-Termin im April und auf das Ergebnis des HbA1c.


Eure Annika