Katastrophen-Sau

Wer mich kennt, der weiß : Meine Werte waren schon immer eher schlecht als recht. Aber seit meinem letzten Klinik Aufenthalt im Januar sind die Blutzuckerwerte nur am schwanken und wenn die erst einmal bei unerklärlichen 400mg/dl angekommen sind, habe ich oft direkt Ketone im Blut und bekomme den Wert so schnell auch nicht wieder in den Normal Bereich…

Anfang April hieß es dann, da ich die Ketone allein wieder einmal nicht weg bekam, die Werte Katastrophal waren, fast 2 Wochen Klinikum. Die Station kannte mich ja schon vom Januar…Diesmal aber glücklicherweise nicht übersäuert. Wir spielten mit den Faktoren und dem Basal, Setzten das Tresiba auf 38IE am Abend und die Faktoren alle auf 3. Nach 1,5 Wochen durfte ich dann mit immer noch schwankenden Werten nach Hause. Hatte engmaschige Diabetologen-Termine, bei denen die Diabetologinnen schon zu zweit saßen. Woher die Schwankungen kamen, wusste niemand so recht… Über Ostern lag ich Zuhause mit Hohen Ketonen im Bett, stellte eigenständig mein Basalinsulin auf 40IE und erhöhte zusammen mit meiner Dia-Praxis meine Faktoren auf 4. Ich schaffte es Ostern tatsächlich mal alleine, aber die nächsten Tage kamen wieder so hohe Werte mit Ketonen. Die Werte schwankten wieder von „Hi“ (über 600mg/dl) auf teilweise 40mg/dl hin und her, die Ketone blieben aber…

Wenigstens die Aussicht war Anfang April schön:) Ein mega schöner Sonnenuntergang

Am 30.April, genau 2 Wochen nach meiner Entlassung, ging es dann wieder mit Ketonen, Hi, Herzklopfen und leichter Atemnot mit einem Blutzucker von „nur“ 680mg/dl und leicht übersäuert in die Notaufnahme nach dem ich ca 200IE in mich rein gepumpt hatte, mein Blutzucker davon jedoch gar nicht beeindruckt wurde (sogar der Ampullenwechsel half nichts)…… Dort lag ich nicht mal 10 Minuten, schon war ich wieder oben auf der Intensiv. Die Schwester erinnerte sich noch gut, dass ich dort ja erst im Januar lag…

Versuch Zugang Nummer 4 hat dann auch geklappt…

Nachdem ich verkabelt, mit 2 Flexülen und mit Sauerstoff in der Nase ausgestattet wurde, wurde wieder jede Stunde Blut abgenommen. Mit Insulin, Kochsalzlösung und Glukose (damit der Blutzucker nicht zu schnell absackt) an der Vene durfte ich 1,5 Tage auf der Intensivstation liegen. Nachdem nach ein paar Stunden meine Zugänge nur noch Flüssigkeit rein ließen und kein Blut raus, wurde nach mehreren gescheiterten Versuchen mir eine neue Flexüle zu legen, ein Arterien-Zugang zum Blut abnehmen gelegt.

Der Arterien Zugang

Eineinhalb Tage später ging es dann auf die IMC (Überwachungsstation). Dort verabschiedete ich dann endlich den Arterien-Zugang. Ich bekam weiterhin Insulin über die Vene. Die Werte schwankten weiterhin, die Ketone verabschiedeten sich langsam und ich war nicht mehr „sauer“. Dort verblieb ich dann einige Tage. Auf der IMC war wenigstens ein eigenes Bad mit Toilette und Dusche auf dem Zimmer. Nachdem ich den Arzt davon überzeugt hatte, mich für eine halbe Stunde überall abzustöpseln konnte ich endlich mal wieder duschen. Ihr glaubt gar nicht wie wunderbar das nach einigen Tagen ist. Ungewohnt zu stehen, zu laufen, aber dennoch wunderbar! 🙂

Bring Farbe in dein Leben:D

Nach 4 Tagen ging es dann auf meine „Stamm-Station“, auf der ich im Januar und Anfang April auch schon lag. Dort schwankten die Werte weiterhin. Ich hatte zwar keinen Insulin-Perfusor mehr an dem Zugang, wurde aber überwacht beim spritzen und eine der Schwestern nahm sich sehr viel Zeit mit mir um die Mahlzeiten auszurechnen. Dennoch ging es von 300 bis 29 mg/dl auf und ab…

Wenn man im Klinikum liegt und sich kaum bewegen darf, wie auf der Intensiv oder der IMC, dann hat man viel Zeit zum nachdenken. Bei meiner Aufnahme wurde ich zweimal gefragt, ob ich sicher bin, dass ich Zuhause alles richtig mache. Ob ich sicher wäre das ich das nicht mit Absicht mache (also essen ohne zu spritzen oder zu viel spritzen). Auf der Intensivstation hatte ich eine Ärztin, die mich schon kannte. Ich erzählte ihr, dass diese Vorwürfe mich fertig machen, aber dass wenn man so lange so katastrophale Werte hat, man anfängt irgendwann an sich zu zweifeln. Ist man vielleicht zu unfähig? Macht man was nicht richtig? Ist man zu dumm? Die Ärztin war aber vom Gegenteil überzeugt. „Es gibt Menschen die landen wegen sowas öfter hier. So wie du. Aber bei den meisten merkt man, dass die einfach kein Bock auf Ihre Krankheit haben. Denen ist das sch**ß egal. Dir merkt man den Frust an. Du hast keine Lust auf dauernde Klinik Aufenthalte. Du bist definitiv nicht dran Schuld“.

Ja, ich finde es definitiv geil, zu unterzuckern und den ganzen Müll in mich hinein zu schieben…Definitiv…

Auch auf der IMC wurde ich des öfteren gefragt, ob ich mir sicher sei, dass ich Zuhause alles richtig machen würde. Ob ich sicher sei, dass ich das nicht mit Absicht machen würde… Und auch auf der „normalen“ Station wurde ich diese 2 Sachen immer wieder gefragt. Dort bekam ich einmal mit, wie sich die Schwestern auf dem Flur unterhalten haben. „Vielleicht macht Frau Hubrich das ja mit Absicht. Also ein bisschen Essen ohne zu spritzen und dann wieder zu viel spritzen, damit das rauf und runter geht.“ „Ich bin mir da sogar ziemlich sicher“… Ich war sowieso schon frustriert, deprimiert, in einem Loch und einfach mies drauf… und dann sowas. Na vielen Dank auch. Ich habe deutlich besseres zu tun als Wochenlang im Klinikum zu liegen… Und ich find´s auch ehrlich nicht geil mich scheiße zu fühlen weil meine Diabetes-Sau meint Achterbahn fahren wäre toll. Umso schöner wenn es auf der Station noch andere tolle Schwestern und Pfleger (ich finde ja immer noch es sollte Bruder heißen! 😀 ) gibt, die genauso frustriert sind, wenn der Wert kake ist. Die super einfühlsam und lieb zu einem sind, sich weiterbilden um einem zu helfen und einfach alles versuchen. Ich bin so super dankbar dafür!

Ich hing öfter mal mit Glukose am Tropf, da ich nichts essen konnte bei super niedrigen Werten teilweise unter 40mg/dl. Hatte Phasen in denen ich wieder bei 300mg/dl war und es hörte nicht auf zu schwanken. Bei einer Unterzuckerung unter 40mg/dl, kam der Arzt, legte mir eine Flexüle und fragte mich wieder die 2 Fragen… Da war bei mir vorbei. Ich fing an zu heulen und ihm meine Meinung zu geigen. Der Pfleger und der Arzt waren etwas irritiert glaube ich… Ich bin immer die, die noch „lustig“ bleibt. Die fast immer alles positiv sieht und die immer etwas schwarzen Humor und Sarkasmus dabei hat, egal wie schlecht es mir geht. Das ich jetzt anfange zu weinen, dass war neu 😀 Es gab Glukose über den Tropf und die beiden Herren boten mir alles mögliche an Süßkram an, aber ich bekam nichts runter.

Zugang Nummer 8 nach unzähligen Versuchen, wurde spontan und schnell für den Glukose tropf mit G40 gelegt:D

Es gab mehrer solche Momente mit Glukose über die Vene… Ganz ehrlich?! Da bin ich tatsächlich lieber zu hoch… Unterzuckerungen sind eine Spur ekliger als Überzucker. Beides nicht geil, dennoch….

Während meines 11 Tägigen Aufenthalts in der Klinik, bekam ich die Info das es an Tag 11 mit einem Krankentransport und 2 Notfallsanitätern 611km nach Bad Mergentheim in die Diabetes Fachklinik dort gehen sollte. Mit dem KTW, da ich verlegt wurde, von einer Klinik in die andere und weil niemand die Verantwortung tragen wollte, mich mit solchen Werten zu entlassen und mich mit Bahn oder Flugzeug fahren zu lassen… Wenn da was passiert…

Diese kleine, flauschige Spinne hat mir meine Diabetesberaterin vor meiner Verlegung geschenkt. Ich kenne sie schon seit meiner Diagnose vor 11 Jahren und finde sie einfach klasse! „Wenn die da blöd sind oder dich nerven, zieh die Spinne auf und wenn sie vibriert, werf die Leute damit ab!“
❤ 

Einerseits eine Gute Nachricht, da ich der Hoffnung bin das sie mir dort helfen können. Denn selbst am Insulin-Perfusor und beim überwachten Spritzen bleiben die extremen Schwankungen. Andererseits bin ich ein Familien-Mensch. Brauche Freunde und Familie um mich herum… Mal schauen wie es wird. Ich bin gespannt!

Vom Schlauch zum Pod und warum es hier in letzter Zeit so still war

Erst einmal warum es hier so still war


Ich war unzufrieden. Mit  meinen Blogsposts, mit meinen Werten, mit meiner Arbeit, mit der Schule, aber im Großen und Ganzen mit mir.


Ich schrieb immer wieder Blogbeiträge, las sie mir durch und löschte alles wieder.

Ich spritze regelmäßig für mein Essen und trotzdem blieb der Blutzucker dort wo er war. Im 200-300mg/dl Bereich.

Ich nahm mir oft Sachen vor, die dann aber letztendlich doch nicht gemacht wurden.

Ich wollte mich richtig in die Schule reinhängen, lernen, alles schön immer mitschreiben, falls nötig neu abschreiben, immer mitmachen und einfach immer gute Noten schreiben. Mein Zeugnis war ok, hätte aber defintiv besser sein können. Geschweige denn das die 6 in Sport toal unnötig war. Ja, Ihr habt richtig gelesen. Eine 6 im Halbjahreszeugnis.

Ich hatte mir einfach so viel vorgenommen und geschafft habe ich -richtig- gar nichts.



Mittlerweile hat sich das glücklicherweise geändert. 🙂

Ich habe wieder Motivation Blogbeiträge zu schreiben und finde sie mittlerweile auch nicht mehr ganz so schlecht.

Ich bin seit meinem Pumpenwechsel und dem Krankenhausaufenthalt ( Hier könnt ihr über meine Woche im Krankenhaus lesen ) noch mehr motiviert mich um einen guten Blutzucker zu kümmern.

Nehme mir nicht mehr allzu viele Sachen vor, damit ich mich auf eine Sache konzentrieren kann.

Habe die 6 in Sport wegbekommen und lerne momentan total viel.


Und nun kann ich denke ich wieder voll durchstarten und euch wieder ein paar Beiträge bieten 🙂


Aber nun zum eigentlichen Thema: Der Pumpenwechsel!


Vom Schlauch zum Pod


Vom Antrag und warum ich das ganze eigentlich gemacht habe, habe ich Euch zwar schon in der Blood Sugar Lounge in einem Video erzählt, möchte es Euch aber gern hier nochmal verraten.


Zunächst mal ein paar Fakten:


Seit 2009 begleitet mich nun fast immer eine Insulinpumpe. Zuerst war es die Medtronic Paradigm, und im Dezember 2014 kam dann der Nachfolger die Veo in rose.Warum ich die Farbe erwähne, obwohl die eigentlich egal ist? Kommt noch, habt kurz Geduld 🙂 Ich hatte mich riesig darauf gefreut, da es endlich eine Insulinpumpe in meiner Lieblingsfarbe gab! 

Im Februar´15 saß ich dann plötzlich ohne Knöpfe da, da sich der Kleber von den Knöpfen gelöst hatte. Das war mir in den 5 Jahren zuvor nie passiert! Aber das ist ja kein problem, schnell bei Medtronic angerufen und 6 Stunden später hatte ich meine neue Pumpe. Gleiches Modell, gleiche Farbe.


Pumpe 1 und Pumpe 2

Leider wiederholte sich das Ganze dann im März 2015. Wieder bei der Arbeit. Wieder ohne Knöpfe. Als wieder bei Medtronic angerufen. Der nette Kundendienst sendete mir am nächsten Tag eine neue Pumpe zu. Diesmal in lila, da ich auf verschiedenen Social Media Plattformen gelesen hatte, dass das Problem bei der Insulinpumpe in rosa anscheinden nicht unbekannt ist. Lag also nicht an mir ;-D


Pumpe 2

Die hielt dann auch, bis sich nun im Januar 2017 der Kleber erneut löste. Damit es gar nicht soweit kommt, dass die Knöpfe wieder abfallen, wechselte ich auf die Pens. Mit denen kam ich einigermaßen zurecht, jedoch waren die Morgen-Werte total für´n Eimer. 


Pumpe 3 (lösender Kleber oben rechts)

Also beschlossen meine Dia-Fee und ich das wir einen Pumpenwechsel bei meiner Krankenkasse beantragen würden. Obwohl die 4 Jahre Garantie noch nicht um waren. 

Vorerst rief ich aber bei Medtronic an um nachzufragen, ob die mir bzw. meiner Krankenkasse einen Teil der Kosten zurück erstatten würden, da die Garantie ja noch gültig ist. Ich hatte vorher in BWL (Betriebswirtschaftslehre) gelernt, dass eine Sache dreimal hintereinander kaputt geht und die Garantiezeit noch nicht vorbei ist, erstattet werden kann, bzw. eigentlich gegen Geld zurück wieder zurück genommen werden müsste. Aber nichts. Nada. 


Glücklich mit meinem alten Lebensretter Mai 2016



Glücklicherweise habe ich eine tolle Krankenkasse und einen Sachbearbeiter mit Typ 2 Diabetes, der mein Problem genau verstand und somit bekam ich im Februar die Zusage meiner KK, dass sie die neue Pumpe übernehmen würden. Ich habe mich für den Omnipod entschieden, da mir der Schlauch auch ziemlich oft irgendwo hängen blieb und der Katheter raus riß.


Kurz nach dem Pumpenaustausch


Ich möchte keineswegs die Medtronic-Pumpen schlecht reden! Ich war 6 Jahrelang sehr zufrieden! Aber mein Alltag und meine „Bedürfnisse“ und Anforderungen haben sich in den letzten Jahren geändert und mit dem Schlauch stehe ich seit geraumer Zeit einfach auf Kriegsfuß. Ich bin sehr zufrieden mit dem Omnipod und finde es klasse Schlauchlos durch die Gegend rennen zu können. Einziger Feind ist noch der Türrahmen. Aber daran werde ich mich wohl noch gewöhnen 😉


Natürlich ist der PDM (Personal Diabetes Manager) in pink gekleidet 😀